VOLKSFEST 2018

Die „SVB-Strippenzieher“ im Hintergrund des Volksfestes

ODER:
Wenn die Wiesn-Besucher schlafen wird auf dem Wiesn-Areal gerackert

Torsten Neuwirth, Pressewart, SVB Bruckmühl

21 Juli 2018

Bruckmühl (tn) – An jedem der zehn Volksfest-Tage arbeiten nicht nur bis zu 65 Mitglieder des SV Bruckmühl (SVB) täglich ehrenamtlich vor oder hinter den Kulissen auf der „Bruckmühler Wiesn“, damit für die Gäste aus nah und fern alles perfekt organisiert ist und rund läuft, sondern auch noch eine Vielzahl weiterer fleißiger Helfer. Ohne dieses Engagement wäre ein Volksfest in diesen Dimensionen mit bis zu 30000 Besuchern undenkbar.

Eine eminent wichtige, von der Allgemeinheit aber gänzlich unbemerkte Arbeit wird von Robert, Ute, Christian und Michael geleistet. Das Quartett sorgt schon seit vielen Jahren in kräfteraubender Nachtschichtarbeit dafür, dass nicht nur das Festzelt sondern das gesamte Feiermeilen-Areal an jedem Morgen der zehn Wiesn-Tage wieder „taufrisch“ wie am ersten Tag erstrahlt.

Ute Dandlberger

fotografiert von Torsten Neuwirth

Seit 20 Jahren schlagen sich schon Robert Röder und seine Nichte Ute die Nächte auf der SVB-Wiesn um die Ohren, um die Spuren des vergangenen Volksfest-Tages zu beseitigen. Seit sechs Jahren packen dazu die beiden Söhne von Ute beherzt mit an. Los geht es in jeder Nacht um 2.45 Uhr. Als erstes müssen die verbliebenen Krüge von den Biertischen zur Schenke gebracht und gewaschen werden.

„An Spitzentagen können es schon mal bis zu 400 Stück sein, die noch quer im Zelt verteilt sind“

erzählt Robert, dem seine 81 Lenze nicht anzumerken sind, so agil bugsiert er die Glaskrüge in die Waschanlage. Sobald dies erledigt ist, werden von allen Tischen die „Restbestände“ abgeräumt. Danach ist Muskelkraft gefragt. Um das Festzelt „Auskehren“ zu können, müssen die verbliebenen Bierbänke auf die Tische gewuchtet und nach der Bodensäuberung wieder auf den Boden zurück gestellt werden. „Bei 140 Stück rauf und runter innerhalb von 90 Minuten merkst du dann schon den Rücken und die Oberarme“, wischt sich Michael den Schweiß aus dem Gesicht.

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Photograph by Lorem Ipsum via Unsplash

Parallel dazu beginnt Ute mit den Kehrarbeiten: „Da kann eine Zeltfläche von 70 mal 30 Metern samt unebenen Holzlattenboden und kleinem Krimskrams schon ganz schön groß werden“, erklärt die Brannenburgerin mit einem Lächeln um 3.25 Uhr und krempelte dabei die Hemdsärmel hoch. Der komplette Müll wird dann in sechs 200 und sechs 80 Liter-Tonnen entsorgt. Doch damit nicht genug, schon wartet die nächste Plagerei auf das Quartett. Die 12 Müllbehälter werden in Groß-Containern (die Einfüllkante ist 1,40 Meter hoch) hinter dem Festzelt entleert, „da kann so eine graue Mülltonne mit gut 100 Kilogramm schon einmal zum Gewaltakt“, schnauft Christian, nachdem die ersten sieben geschafft sind.

Gegen sechs Uhr, wenn die ersten Sonnenstrahlen das Volksfestareal in zartes gelbes Licht tauchen, wird es bei einer heißen Tasse Kaffee und Gebäck erstmals ruhig im Festzelt, dann ist Frühstückzeit. Doch wird schon nach 15 bis 20 Minuten „zum Finale geblasen“. Es steht die Säuberung des gesamten Festplatzareals samt näherer Umgebung und Rathaus-Vorplatz an. „Du glaubst nicht, was die Festgäste so alles wegwerfen, von `Verhüterlies´, über Papier aller Sorten bis hin zu Windeln, ganz zu schweigen von Flaschen, Gläsern und zerbrochenen Maßkrügen, Dosen und diversen Kunststoffartikeln“, erzählt das SVB-Urgestein Robert beim Abgehen der Parkplätze.

Nach gut vier Stunden ist dann gegen 7.30 Uhr „klar Schiff“ im Festzelt und auf dem Festplatz. Nach Kuriositäten gefragt, antwortet Ute wie aus der Pistole geschossen: „Irgendwie sind wir auch Sozialarbeiter, so trösten wir schon einmal Ehefrauen, die besorgt mitten in der Nacht ihren Ehemann suchen, weil der noch nicht zu Hause ist, oder wir kümmern uns um Besucher, die dann doch mehr getrunken haben, als sie eigentlich vertragen“.

Auf die Frage, „warum tut ihr euch diese harte Nachtarbeit überhaupt an, am Geld kann es sicherlich nicht liegen“, kommt von Robert, dem Senior des „Putz-Quartetts“, die spontane Antwort: „Die langjährige Verbundenheit zum Sportverein, er hat mit so viel gegeben“, und seine Nicht Ute ergänzt: „Das ist fast wie ein Virus, wenn es auch eine ganz schöne Plagerei ist, und wir froh sind wenn die zehn Tage vorbei sind, freuen wir uns im Frühjahr schon wieder auf die nächste Volksfest-Zeit“.

Am Rande sei noch erwähnt, dass Ute und ihre beiden Jungs für den Arbeitseinsatz zehn Urlaubstage opfern.

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